Aus unserer Sicht ist es wichtig sich von Personen, Parteien und Initiativen zu distanzieren und diese auszuschließen die sich nicht an unsere Prinzipien halten.
Unsere Prinzipien:
Ausschluss von der Versammlung:
Personen, die Parteien oder Organisationen angehören, die durch rassistische, antisemitische, militaristische, antidemokratische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind auf unserer Versammlung nicht erwünscht.
Wir grenzen uns klar ab von jeglichem rassistischen, extremistischen, antidemokratischen, menschenverachtenden Gedankengut.
Wir können nicht mit Personen für unsere Grundrechte „kämpfen“ die im Grunde nicht für den Aufbau sondern für den Abbau dieser sind, zudem ist es nicht akzeptabel Menschen in Kategorien einzuteilen für die Grundrechte gelten sollen, alle Menschen sind gleich zu behandeln, sei es aufgrund von Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Impfstatus.
Wir haben im Verlauf dieser Pandemie mehr als je zuvor erfahren müssen, dass wir genau das nicht wollen eine Einteilung der Menschen. Wir stehen für den Ausbau der Grundrecht für alle Menschen in Deutschland und Welt weit.
Erfahrungsbericht der Anfänge im Mai 2020:
Wie viele andere Initiatoren begannen wir vor 5 Wochen eine Versammlung am Max-Joseph-Platz anzumelden. Wir wollten nach der langen Zeit von Isolation und wenig Austausch eine Debatte auf der Straße organisieren. Da uns ein Mikrofon zunächst verboten war, behalfen wir uns mit einem Podest und Sprechtüten aus Papier. Schon auf dieser Versammlung stellte unserer Versammlungsleiter klar, dass bei uns eine lebendige und kritische Diskussion erwünscht ist, aber Rassisten und Antisemiten von der Versammlung ausgeschlossen sind. Es entstand dann auch eine kontroverse Debatte und somit war unsere erste Versammlung ein voller Erfolg.
Bei der zweiten Versammlung hatten wir schon einen Flyer, in dem wir uns klar gegen rassistisches, nationalistisches, menschenverachtendes und antisemitisches Gedankengut abgrenzten und er wurde von Passanten gerne mitgenommen. Während wir diesmal auf dem Odeonsplatz waren, tummelten sich am Max-Joseph-Platz viele AfDler und stadtbekannte Nazis. Auch bei unserer Versammlung schauten sie deutschlandfahne-schwenkend vorbei, doch die anderen Teilnehmer grenzten sich gegen sie ab. Auf dem Podium – immernoch ohne Mikro – wurde die Abrenzung nach rechts von vielen zum Thema gemacht und bis auf dass einer reinpöbelte: „is das hier ne Anti-Afd-Versammlung oder was?“, konnten die Nazis auch keinen Stich machen.
Deshalb ärgerte es uns besonders, dass wir auf der Antifa-Seite https://www.aida-archiv.de als „rechte“ Versammlung diskriminiert wurden.
Welche Rolle spielt die Antifa?
Die dritte Versammung fand wieder auf dem Max-Joseph-Platz statt. Endlich hatten wir uns 60 Minuten Mikrofon-Zeit erstritten. Die Leute standen Schlange, das Bedürfnis nach Austausch war sehr groß. Deutlich wurden am Anfang unsere Diskussionsregeln vorgetragen – jeder darf alles sagen auf antifaschistischer Grundlage. Vorgewarnt durch die letzte Versammlung, spitzten wir Ohren was die einzelnen Teilnehmer beizutragen hatten. Es ging um Zahlen, die Maskenpflicht, unser Verhältnis zur Natur und die Rolle von Gewerkschaften, eine bunte Mischung. Der nächste Redner begann: er kritisierte die Bilderberger-Konferenz und dass immernoch amerikanische Truppen in Deitschland stationiert sind. Einige applaudierten. Er empfahl eher deutsche Kultur zu konsumieren als amerikanische Musik. Aus der Menge entgegeneten Leute „das is doch jedem seine Sache“. Ein Fotograf tauchte in der Menge auf und machte Fotos. Der Veranstaltungsleiter hatte ihm erlaubt zu fotografieren – er sei von der Antifa. Da lief auch schon eine von unseren Ordnerinnen auf den Redner zu: „der ist vom dritten Weg, nehmt ihm das Mikro weg“. Schnell und unaufgeregt war die Situation geklärt. Der Mann vom dritten Weg trollte sich hinter die Absperrung. Unser Veranstaltungsleiter erklärte warum der Mann zum Gehen aufgefordert wurde und gab nochmal die Regeln durch. Ein paar Leute waren verdutzt: Etwas faschistisches, rassistisches, antisemitisches… hatte der Mann tatsächlich nicht gesagt. Doch es entstand ein neuer kleiner Tumult. Denn hinter der Absperrung begannen andere Antifa-Mitglieder die Teilnehmer zu beschimpfen, sie würden hier mit Nazis gemeinsame Sache machen. Mehrere Redebeiträge bezogen nochmal Stellung gegen rechts und klärten über die Situation auf.
Als dann ein paar Tage später uns genau diese 5 Minuten auf einer Antifa-Seite zum Vorwurf gemacht wurden, keimte in uns der Verdacht: Das war inszeniert, um unsere Versammlung zu diskreditieren. Denn wer bei uns teilnimmt, kann gar keinen Zweifel darüber haben, dass „Rechte“ bei uns nicht erwünscht sind.
Corona-Rebellen und das Orga-Team der Theresienwiese-Kundgebung
Parallel zu unseren Versammlungen, fanden an anderen Plätzen in München auch Versammlungen statt, allerdings ohne offenes Mikrofon. Die Veranstalter dieser verschiedenen Kundgebungen bildeten eine Organisationsgruppe, zunächst mit dem Ziel, sich nicht vom KVR gegeneinander ausspielen zu lassen, was die restriktiven Anmeldebedingungen betraf und auch um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben sich zu beteiligen, denn am Anfang waren nur 20 Teilnehmer pro Versammlung erlaubt. Am 16.5. schließlich sollte eine Großkundgebung mit mehreren tausend Teilnehmern stattfinden. Als rechte Internetseiten zu dieser aufriefen, forderte unserer Veranstaltungssleiter seine Orgateam-Kollegen nochmal dazu auf, sich öffentlich und klar von Nazis zu distanzieren. Doch das passierte nicht, sondern wiederholt wurde nur die Formel, die einem holzschnittartig auch in vielen kritischen Corona-Filmen auf Youtube begegnet: „wir sind nicht links, wir sind nicht rechts, wir sind für Grundrechte“. Bei den Corona-Rebellen, wo unsere Versammlung auch immer beworben wurde, baten wir uns aus, ab jetzt immer als „Freiheitsversammlung auf antifaschistischer Grundlage“ bezeichnet zu werden. Allen Argumentationen zum Trotz: Sie weigerten sich den Zusatz „antifaschistisch“ hinzuschreiben und seitdem werden wir dort auch nicht mehr beworben.
Ein Erfolg gegen Rechts
Was das positive an der Auseinandersetzung über die Abgrenzung gegen rechts war, ist, dass wir uns mit neuen Leuten zusammenschlossen, die sich auch von den anderen Organisatoren aus diesem Grund getrennt hatten. Bei unserer vierten Versammlung – diesmal Münchner Freiheit – machten wir am Rand unseres Kundgebungsplatzes mit Aufstellern auf unsere Prinzipien aufmerksam. Ein Mann kam telefonierend näher. Er wollte wohl auf die Kundgebung auf der Theresienwiese. Er telefonierte: „Ja, ich bin jetz hier an der Münchner Freiheit und hier ist auch eine Versammlung. Soll ich dann zur Theresienwiese?… Warte mal hier steht: wir grenzen uns ab gegen nationalistisches, antisemitisches und rassistisches Gedankengut. Ich glaub die meinen uns damit! Des is mir jetz schon öfter aufgefallen, dass wir wo nicht mehr erwünscht sind. Ja, da sollten wir mal was machen.“
Zu Beginn der Versammlung ließen wir diesmal über unsere Prinzipien abstimmen, erweitert um den Punkt, dass auch Mitglieder rechter Organisationen nicht sprechen dürfen und Leute, die bereits durch rechte Äußerungen schonmal in Erscheinung getreten sind. Es war eine großartige, bunte Versammlung mit Streichquartett und tollen Redebeiträgen und ganz ohne Nazis. (Stand 21.5.20)